Mit neuem Spielmacher können Panther auf ausgewogene Offense setzen
Ganze vier Spielzüge hat der neue Spielmacher der Panther gebraucht, um in Düsseldorf anzukommen. Nicht einmal zwei Wochen nach seiner Ankunft im Rheinland gab Moses Skillon beim Gastspiel des sechsmaligen deutschen Meisters bei den Solingen Paladins sein Debüt in der German Football League 2 – und das mit Erfolg. Mit dem 42:27-Sieg beim starken Aufsteiger aus dem Bergischen untermauerten die Düsseldorfer nicht nur die Tabellenführung im deutschen Football-Unterhaus, sondern bewiesen auch eindrucksvoll, dass sie die fünfwöchige Sommerpause bestens genutzt haben.
Während die Schützlinge von Cheftrainer Pepijn Mendoca bis Anfang Juli noch einem stark lauf-orientierten Angriffsspiel vertrauten, präsentierten sie nun eine ausgewogene Offense, was die Zahlen unterstreichen: In den ersten neun Partien der Saison hatten die Panther noch fast doppelt so oft auf Läufe (323) wie auf Pässe (162) gesetzt. In der Walder Jahnkampfbahn waren es bis gut acht Minuten vor dem Ende noch jeweils 22 Läufe und Pässe. Erst, als in der Endphase auch die Uhr kontrolliert werden sollte, wurde es wieder ein wenig lauflastiger.
Gehörigen Anteil an der neuen Flexibilität des Angriffs hatten die beiden Quarterbacks: Newcomer Moses Skillon und Kyle Graves, sein Vorgänger auf der Spielmacherposition, der gegen die Paladins erstmals als Wide Receiver zum Einsatz kam. Fast folgerichtig war der Kanadier Graves die erste Anspielstation für Skillon. Gleich beim ersten Ballbesitz der Gäste musste der aus Florida stammende neue QB nach einer Serie von Strafen im dritten Versuch und bei zwanzig zu überbrückenden Yards von der eigenen Ein-Yard-Linie passen: „Da wusste ich, ich bin drin im Spiel“, strahlte Skillon nach der Completion zu Graves, der mit insgesamt sieben gefangenen Pässen auf Anhieb zur bevorzugten Anspielstation avancierte. Skillon fügte selbstkritisch hinzu. „Ich weiß, dass noch viel Platz für Verbesserungen ist, bin aber sicher, dass die auch kommen werden. Da ich ein Jahr nicht gespielt habe und erst seit zwei Wochen mit meinen Receivern arbeite, werden wir gemeinsam noch viel besser.“
Welches Potenzial Skillon hat, zeigt ein Blick auf seinen Hintergrund: Der 26-Jährige stammt aus Florida und ist im Norden Miamis aufgewachsen, unweit des Hardrock-Stadiums, in dem die Dolphins ihre NFL-Heimspiele austragen. Auf der Hallandale High School brachte ihm sein Coach, der ebenfalls Moses hieß, „die Grundlagen bei, die man braucht, um ein großer Quarterback zu werden“, wie Skillon schwärmt, „Er hat mich alles gelehrt, was ich wissen musste, um den Sprung aufs College zu schaffen.“ Das war die Morgan State University in Baltimore. Im Dezember 2016 schloss er sein Studium in Sports Administration mit dem Berufsziel Athletic Director ab. In seinen vier Jahren bei Morgan State absolvierte Moses 23 Spiele, in denen er Pässe für 3.337 Yards und 20 Touchdowns warf sowie weitere 832 Yards Raumgewinn und zwölf Touchdowns selbst erlief. Genau wie jetzt bei den Panthern trug er bei den Bears das Trikot mit der Nummer 4. Am liebsten erinnert er sich an sein letztes Spiel: Mit fünf Touchdown-Pässen und einem Lauf-Touchdown stellte Skillon sicher, dass Morgan State zum ersten Mal überhaupt in die Play-offs einzog.
Im vergangenen Jahr sammelte er erste Europa-Erfahrungen: Für den französischen Erstliga-Aufsteiger Bron-Villerubanne Falcons aus der Nähe von Lyon, der auf Rang 7 der Elite-Liga landete, erzielte er 1.956 Yards und 21 Touchdowns, und landete damit auf Platz 3 im QB-Ranking. Im Übrigen ist Moses in gewisser Weise familiär ‚vorbelastet‘. Sein Onkel Rodney Peete spielte 14 Jahre Quarterback in der NFL, u.a. für die Detroit Lions, die ihn 1989 in der sechsten Runde gedraftet hatten, und die Carolina Panthers, und arbeitet jetzt als TV-Analyst. Dessen Bruder Skip ist seit 30 Jahren als Coach auf verschiedenen renommierten Colleges (u. a. Pittsburgh Panthers und UCLA) und in der NFL tätig. Derzeit coacht er im dritten Jahr die Runningbacks der Los Angeles Rams.
Welche Position ist Moses Skillon die liebste? „Quarterback natürlich“, sagt er, „ich liebe es, die Verantwortung für das Team auf meinen Schultern zu tragen. Das motiviert mich zusätzlich. Ich liebe es, das Team zu führen.“ Und diese Führungsqualitäten sind es auch, die Panther-Cheftrainer Pepijn Mendonca besonders an seinem Spielmacher schätzt: „Die Abstimmung mit seinen Passempfängern wird sicher besser werden, da müssen wir Moses einfach ein bisschen Zeit geben“, sagt der niederländische Headcoach der Düsseldorfer, „Aber was von Anfang an imponiert: Er will Anführer sein und das Kommando haben. Er kann und will eine erfolgreiche Offense führen. Ich glaube wir haben noch eine Menge Positives zu erwarten.“